Chronik der Feuerwehr Wolfsheim
Wir schreiben das Jahr 1900, denn soweit können wir die Geschichte der Feuerwehr Wolfsheim zurückverfolgen. Im Dorf wird das Trink- und Brauchwasser noch aus Brunnen gepumpt, doch sind die Vorbereitungen zur Verlegung einer Wasserleitung getroffen, welche im Jahr 1901 gebaut wird. In dieser Zeit war im Ort eine Pflichtfeuerwehr zur Brandbekämpfung tätig, zu der im 1. Weltkrieg auch die Kriegsgefangenen verpflichtet wurden. Als Kommandanten sind uns Karl Schmidt und später Wilhelm
Heeb bekannt. Der Zeit entsprechend verfügte man über eine alte Hebelspritze, die mit 8 Feuerwehrmännern doppelt besetzt, also von 16 Wehrmännern bedient wurde. Das Wasser zum Löschen musste von Frauen in Ledereimern herbeigeschafft werden. Damit immer genügend Ledereimer vorrätig waren, wurden die Eimervon jedem Paar, das heiratete, gestiftet. Die Pflichtfeuerwehr versah ihren Dienst so gut sie konnte, bis es eines Tages in dem Anwesen des damaligen Bürgermeisters Eberle brannte.
Die herbeieilenden Wehrmänner und die Nachbarschaft versuchten, den Brand zu löschen. Dies gelang jedoch nur bedingt, denn der beim Bürgermeister untergestellte Leichenwagen verbrannte in den Flammen. Nach dieser Katastrophe wurde die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr beschlossen. Bei der Gründungsversammlung schrieben sich 40 Mitglieder ein. Peter Saulheimer V. wurde zum 1. Kommandanten gewählt, ihm stand Philipp Hofmann als Stellvertreter zur Seite. Der neu gegründete Feuerwehrverein erlebte einen großen Aufschwung. Am 17. Mai 1931 wurde in Gemeinschaft mit dem Turnverein ein Spielmannszug gegründet. Die Mitglieder waren Heinrich Doll, Karl Saulheimer, Eduard Hackemer, Johann Holzmann, Christian Bernhard, Fritz Schnell und Karl Schnell. Leider fiel der Spielmannszug sowie der Feuerwehrverein den späteren Kriegswirren zum Opfer.
Es brennt, es brennt, hört man die Leute schreien, als am 18. April 1932 aus dem Gehöft der Familie Geiß die Flammen schlagen. Die Wehrmänner, mit Unterstützung der Bevölkerung, konnten das Wohnhaus retten. Scheune und Stallungen jedoch brannten restlos nieder.
Im Jahre 1939 übernahm Philipp Hottum das Kommando und Gustav Wenzel unterstützte ihn. Beide konnten berichten, dass zu damaliger Zeit des Öfteren Feuerwehrfeste besucht wurden, zu denen man mit der Bahn von Sprendlingen aus fuhr. Eine lustige Episode aus dieser Zeit sei hier das Kreisfeuerwehrfest in Oppenheim. Sie fühlten sich dort wohl, genossen den guten Oppenheimer Wein und liebäugelten mit den Damen, die das Fest besuchten. So kam es, dass beim Aufbruch in Richtung Heimat ein Kamerad fehlte. Man machte sich auf die Suche, fand auch schließlich den Schürzenjäger und überredete ihn, mit nach Hause zu fahren. Nach diesem lustigen Abschnitt gilt es, über den für damalige Zeiten großen Brand im Anwesen von Heinrich Doll zu berichten. An einem Tag im Frühherbst 1940 läuten die Glocken Sturm, der Hornist stößt in sein Horn und ruft die Wehrmänner zum Einsatz, die auch schnellstens an den Brandherd eilten.
Durch geschicktes Handeln konnte ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbargebäude verhindert werden. Dem großartigen Einsatz , der auch im Bericht des Kreisbrandinspektors lobend erwähnt wurde, ist es zu verdanken, dass sich in diesem Ortsteil keine größere Brandkatastrophe ereignete.
Das Können der Wehrmänner resultierte aus den regelmäßigen Übungen, die am Sonntag früh um 6 Uhr stattfanden. Es wurden jährlich 10 Übungen abgehalten, die dem militärischen Drill sehr ähnlich waren. Im Jahre 1942, also mitten im 2. Weltkrieg bekam Wolfsheim seine erste Motorspritze. Diese musste am Bahnhof in Sprendlingen abgeholt werden.
Der damalige Gruppenführer Johann Hungermüller erklärte sich bereit, mit seinem Pferdefuhrwerk die Pumpe zu transportieren. Zu seiner Unterstützung fuhren die Wehrmänner Emil Bambach, Christian Bernhard und Karl Emt mit. Dass eine so lange Fahrt hungrig und durstig macht, kann man heute noch nachfühlen. Um Hunger und Durst zu stillen, begaben sich die vier in das Gasthaus Schober. Dort konnte ihnen aber nur ein Glas Wein gereicht werden, denn die Zeiten erlaubten nicht mehr. Diese Knappheit konnte unseren vier wackeren Wehrleuten keinen Verdruss einjagen. Sie organisierten in Sprendlingen Brot und Wurst. Das Beste, den Wein, hatte Fahrer Hungermüller im Krug. Ihn holte er aus dem Pflugskarren und so konnte in der Wirtschaft Schober tüchtig gefeiert werden. Als alles verzehrt war machte sich die Gesellschaft auf den Heimweg. Die Luft und auch das Gehotzel auf dem Karren bewirkten, dass allen der Wein zu Kopfe stieg. Zu Hause angekommen waren sie nicht mächtig, die Spritze allein abzuladen und das Pferd musste von einem polnischen Gefangenen, der bei Familie Hungermüller im Dienst war, in den Stall geführt werden.
Die Feuerwehr war nun im Besitz einer Motorpumpe. Jetzt galt es, einen Maschinisten zu finden. Für diese Aufgabe stelle sich Christian Bernhard zur Verfügung. Auf einem Lehrgang erwarb er sich die nötigen Kenntnisse.
Die alte Hebelspritze kam zur Versteigerung. Der Wehrmann August Hummel erwarb das gute Stück und baute daraus einen Karren.
Wir sind nun im Jahr 1943 angelangt, Wehrführer Hottum leistet seinen Militärdienst und so übernahm Karl Emt das Kommando bis 1956. Sein Stellvertreter war Johann Hungermüller und nach dem Krieg Willi Fleischmann. In die Dienstzeit des Kommandanten Emt fiel der Brand auf dem Dreschplatz, bei dem die Maschinenhalle in Schutte und Asche ging. Dabei ist zu erwähnen, dass damals mangels Löschwasser Jauche zur Brandbekämpfung verwendet wurde.
Im Jahre 1956 stand wieder ein Wechsel an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr an. Willi Fleischmann wurde zum Wehrführer und Hans Janson zu seinem Stellvertreter berufen. Unter neuer Führung und in neuer Uniform hatte Wolfsheim wieder eine schmucke Wehr. In dieser Zeit ereigneten sich 4 Brände, unter anderem der Zimmerbrand bei Johann Becker, genannt „ De Becker Schoo“. In der Silvesternacht 1956 war die Wehr in St. Johann zur Brandbekämpfung eingesetzt. Im darauffolgenden Jahre entstand ein Schornsteinbrand im Haus Ludwig Besant.
Als 1974 das Feuerwehrwesen von der Ortsgemeinde auf die Verbandsgemeinde überging, gab Willi Fleischmann die Führung ab. Max Bernhard wurde zum neuen Wehrführer gewählt. Hans Holzmann wurde Stellvertreter, Karl-Heinz Kessel und Adolf Eberle als
Gruppenführer benannt. Es galt nun, die Ausrüstungen zu verbessern. Unter anderem erhielt die Wehr eine neue TS-8/8, einen Gerätewagen und im Jahre 1974 wurde die Mannschaft neu eingekleidet.
Durch die Bereitstellung der Geldmittel durch die Verbandsgemeinde, sowie erbrachte Eigenleistung von 700 Stunden ist es gelungen, ein neues Gerätehaus zu bauen. Die Einweihungsfeier in Verbindung mit dem 2. Verbandsgemeindefeuerwehrtag wurde am 17. und 18. Mai 1980 begangen.
In diesem Jahr fand auch der Besuch des Papstes in Mainz statt. Auch aus unserer Wehr wurden zu diesem Anlass 12 Wehrmänner, ausgestattet mit den sogenannten „ Papstjacken“ zur Aufrechterhaltung der Ordnung nach Mainz abgestellt. Ein Tag, der immer in Erinnerung bleiben wird.
Erwähnenswert ist auch der Großbrand der Rupfmühle in Gensingen. Dort war die gesamte Wehr über mehrere Tag im Einsatz.
1982 wurden Hans Holzmann zum Wehrführer und Siegbert Walldorf zu seinem Stellvertreter bestellt. Seit 1983 ist unsere Wehr Mitglied im Kreisfeuerwehrverband. Unter tatkräftiger Mithilfe der Feuerwehr, die für Ordnungsdienst und Nachtwache zuständig war, feiert der Gesangverein Liederkranz 1984 sein 100-jähriges Bestehen. Als ein besonderer Höhepunkt ist die Mitwirkung beim Großen Zapfenstreich zu nennen.
In den darauffolgenden Jahren sind einige Einsätze zu verzeichnen; z.B. der Brand im Garten von Bürgermeister Weiß, Löscheinsatz an der Kreismülldeponie, und dem Wassereinbruch im Hause Schupp.
Im Jahre 1986 beging der Turn- und Sportverein sein 100-jähriges Bestehen, auch hierbei war die Feuerwehr im Dienst. Zu einem Feuerwehr-Wettkampf mit mehreren Wehren lud unsere Nachbarwehr St. Johann ein. In drei aufeinanderfolgenden Jahren konnten wir dabei den 1. Platz belegen und so den Wanderpokal für immer mit nach Hause nehmen.
Neben der Hilfe bei der Wasserleitungserneuerung im Jahre 1987 ist die technische Hilfe beim Wassereinbruch im Hause Graiff 1988 und der Brand im Gasthaus „ Zum Grünen Baum“ an der Wolfsheimer Kerb im gleichen Jahr zu erwähnen. In den Jahren nach 1990 gab es einen großen Umbruch im Ausrüstungsbereich. Das neue Feuerwehrauto, bestückt mit Atemschutzgeräten, wurde 1991 in Dienst gestellt. Die ersten Jugendlichen traten in die Jugendfeuerwehr der Verbandsgemeinde ein.
Jetzt entschloss man sich zur Erweiterung des Gerätehauses. Die Arbeiten hierfür begannen 1993 - Auch hierbei wurden 1500 Arbeitsstunden in Eigenleistung erbracht. – und endeten 1996 mit der Einweihung.
Dazwischen lag die Gründung des Feuerwehr Fördervereins im Jahre 1995 mit 20 Gründungsmitgliedern; heute gehören 198 Wolfsheimer dem Verein an. Vorsitzender bei der Gründung war Hans Holzmann und Frank Reichert sein Vertreter. Heute ist Thomas Barlen Vorsitzender und Steffen Blaß sein Stellvertreter.
Durch Spenden und Eigenmittel wurden zur Ergänzung der Ausrüstung Funkgeräte angeschafft.
Zum 75-jährigen Jubiläum 2002, gehörten der Wehr 24 Aktive an. In der Jugendwehr waren zu dieser Zeit 5 junge Wolfsheimer in Ausbildung.
Eine weitere grundlegende Änderung kam 2005, als die erste Feuerwehrfrau, Ariane Reichert, aus der Jugendfeuerwehr in die Erwachsenenwehr übertrat. Zur Zeit verrichten 4 Feuerwehrfrauen ihren Dienst in der Einheit Wolfsheim.
Im Jahre 2006 trat Wehrführer Hans Holzmann seinen Ruhestand an. Er wurde durch eine Wahl der Kameradinnen und Kameraden durch Thomas Barlen ersetzt.
Mittlerweile hat sich auch die Art der Einsätze grundlegend geändert. Neben Bränden werden die freiwilligen Helfer immer häufiger zu anderen Einsätzen, wie beispielsweise Wasserschäden in Kellern, Hochwasser in Partnergemeinden in der Verbandsgemeinde, sowie Verkehrsunfällen gerufen. Daraus resultierend stellte das zur Verfügung stehende Feuerwehrfahrzeug TSF nicht mehr alle notwendigen Einsatzmittel zur Verfügung. Auch wurde durch die Anschaffung von weiteren Ausrüstungsgegenständen der Platzbedarf im Feuerwehrgerätehaus höher.
Thomas Barlen plante darauf hin die 2. Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses, welche im Juni 2011 mit dem Aushub begann. In über 4800 Stunden Eigenleistung wurde die Erweiterung des Anbaus im Juni 2013 seiner Bestimmung übergeben. Während der Bauarbeiten wurde sogleich ein weiteres Projekt ins Leben gerufen. Ein neues Fahrzeug wurde angeschafft. Um auch bei Wasserschäden und anderen technischen Einsätzen effektive Hilfe leisten zu können, wurde 2012 das neue TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser) gekauft und im Jahre 2013 in Dienst gestellt. Aufgrund der herausragenden langjährigen Leistungen unseres Gerätewartes Werner Saulheimer wurde dem neuen Fahrzeug den Namen Werner gegeben.
In den vergangenen Jahren wurden viele Kameraden aufgrund der gesetzlichen Altergrenze aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Um weiterhin schlagkräftig Hilfe leisten zu können, konnten glücklicherweise neue Kameradinnen und Kameraden für den aktiven Dienst gewonnen werden. Anfang 2018 waren 22 aktive Feuerwehrleute in der Feuerwehr Wolfsheim tätig.
Unser Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser / TSF-W besitzt eine technische Ausrüstung, welche sowohl für Brandeinsätze als auch technische Hilfeleistungen, z.B. Sturmschäden oder Wasserschäden genutzt wird. Bedingt durch die Besatzungsstärke des Fahrzeugs können im Einsatzfall allerdings nur sechs Feuerwehrleute schnell zum Einsatzort kommen. Die restlichen Feuerwehrleute mussten dann in privaten Fahrzeugen ohne Sonder- und Wegerechte zum Einsatzort gelangen, was in der Vergangenheit schon zu nicht unerheblichen Verzögerungen geführt hat. Weiterhin kam es immer wieder vor, dass die Feuerwehrkameraden nach einem Einsatz mit verschmutzter bzw. kontaminierter Einsatzkleidung in ihren privaten PKWs wieder zurück fahren müssen. Damit alle Einsatzkräfte zügig Hilfe leisten können und nicht mit Privatfahrzeugen zum Einsatzort müssen, unterstütze der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Einheit Wolfsheim e.V. die örtliche Feuerwehr bei der Anschaffung eines Mannschaftstransportfahrzeugs (MTF). Das neue MTF wurde 2018 im Rahmen des Tag der offenen Tür im August offiziell in Dienst gestellt und erhielt auf Vorschlag der Mannschaft in Anerkennung der langjährigen Dienste des Wehrführers Thomas Barlen den Namen Thomas.
Nach 14 Jahren im Amt trat Thomas Barlen als Wehrführer zurück und übergab diese verantwortungsvolle Aufgabe seinem Nachfolger Thomas Adrian im März 2020.
Die ursprüngliche Chronik wurde von Herrn Johannes Holzmann (Wehrführer von 1982 bis Juni 2006) erstellt und von Thomas Barlen (Wehrführer von Juni 2006 bis März 2020) erweitert.